Am 26. Prozesstag, dem 7. September 2021, waren erneut einige abgehörte Telefonate zu hören. Darin wurde unter anderem deutlich, dass der Angeklagte Thomas N., der Verschwörungsmythen der „Reichsbürger“-Szene anhängt, sich massiv um die Rekrutierung neuer Aktivisten für die „Gruppe S“ bemühte. N. rekrutierte im Dezember 2019 den ihm offenbar schon länger bekannten Marcel Wa. aus Bodenwerder, scheiterte aber offenbar am Veto von Werner S. Dieser zweifelte daran, dass Marcel Wa. tatsächlich für die geplanten Aktionen der Gruppe bereit sei. Später war ein Telefonat zu hören, in dem Paul-Ludwig U. über den Vorwurf sprach, er habe einen 17-Jährigen belästigt. Gegen Ende der Verhandlung berichtete Thomas N. in einem Telefonat mit Werner S., er als „Reichsbürger“ zahle keine Steuern mehr. Werner S. schlug vor, beim anstehenden Treffen in Minden etwas Zeit zu reservieren, um darüber zu sprechen. In diesem Telefonat verspricht ihm Thomas N.: „Mein Ziel ist, mit dir in den Tod gehen.“
Zu Beginn des Verhandlungstags spielt der Vorsitzende Richter (VR) ein abgehörtes Telefonat zwischen Werner S. und Tony E. vom 17. Dezember 2019 ab. Darin klagt Tony E. über Beziehungsprobleme mit seiner Frau. Diese brauche einen Therapeuten. An einer Stelle meint Tony E., dass er selbst „ziemlich stur“ sei. Das versteht Werner S. falsch als „schwul“. Tony E. wehrt das Missverständnis mit den Worten ab: „Mit Verlaub, ich bin äußerst homophob. Das hat der liebe Gott so nicht gewollt.“ Tony E. berichtet von Streitereien mit seiner Frau. Diese sei ihm zu antriebslos. Sie beklage sich auch, dass er sich zu viel mit anderen Dingen beschäftige, beispielsweise mit dem „Freikorps“. Diese Arbeit habe aber „natürlich Priorität“, denn „wenn ich das nicht mache und mich nur um meine Familie kümmere“, dann gehe alles „den Bach runter“ [gemeint im Sinne eines Zerfalls der Gesellschaft aus rechter Perspektive].
Werner S. lästert über das fehlende Engagement der Deutschen, diese würden im TV nur „diese Scheiß-Hartz-4-Kacke“ anschauen. Das sei „schon fast normal in dieser Drecksrepublik“. Tony E. meint, er habe gar keine Zeit, fernzusehen, und müsse oft in der Schweiz arbeiten. Beide geben sich laienhafte psychologische Ratschläge. Werner S. gibt Tony E. Tipps für dessen Ehe. Dieser ist erkennbar frustriert. Er erzählt Werner S., früher von seinem Vater verprügelt worden zu sein. Er habe das dann weitergegeben und sich einen Schutzpanzer zugelegt. Daher habe er eine Therapie gemacht, die „bis weit in meine jetzige Partnerschaft rein ging“.
Tony E. und Werner S. planen für den 18. Januar 2020 ein Treffen. Man werde Paul [Paul-Ludwig U.] und Ralph [E.] Bescheid geben.
Werner S.: Wer kein Geld hat, ist ein Versager
Werner S. beschwert sich darüber, dass alle im Kameradschaftskreis „finanziell am abnippeln“ seien, unter anderem Micha [Michael B.]. Dieser habe deswegen kurzfristig ein Treffen in Baden-Württemberg abgesagt. Werner S. zeigt sich darüber enttäuscht. Wer kein Geld habe, so Werner S., sei ein Versager. Paul-Ludwig U. habe sich beschwert darüber, dass er bei der „Bruderschaft“ [monatlich] zehn Euro zahlen müsse.
Im Anschluss an diese Aufnahme können wie immer die Verfahrensbeteiligten Erklärungen abgeben. Rechtsanwalt (RA) Berthold weist auf das Verhältnis von Werner S. zu Michael B. hin. Der RA interpretiert das Gehörte: B. habe sich unter fadenscheinigen Gründen abgemeldet und angeblich allmählich aus der Gruppe verabschieden wollen.
Thomas N. rekrutierte Marcel Wa. in Treffen und Chat der „Gruppe S“
Das nächste Beweismittel ist ein Telefonat vom 23. Dezember 2019. Darin sprechen Thomas N. und sein Bekannter Marcel Wa. über den Chemtrail-Verschwörungsmythos, den Thomas N. in dem Gespräch offensiv vertritt. Er behauptet, es werde Strontium, Aluminium und Barium versprüht, um den Menschen zu schaden. Es gebe einen „Auftrag von ganz oben“, man wolle „das deutsche Volk ausrotten“. Die Folge sei: „Unsere Kinder sterben früher.“ Gleichzeitig versucht Thomas N. Marcel Wa. für die „Gruppe S“ zu rekrutieren: „Komm in die Truppe herein, um mehr zu erfahren.“
Ebenso warnt Thomas N. vor der Scharia in Deutschland: „Du hast fünf Kinder. […] Sollen die unter der Scharia leben?“ Marcel Wa. schließt sich diesem Rassismus mit eigenen Ressentiments an: „Aktuell sind wir die Ausländer.“ Wer Urlaub in der Türkei machen wolle, müsse in einigen Städten nur vor die Tür gehen. Thomas N. warnt auch vor Impfungen: „Ich bin so einer, der geht mit bis in den Schluss, bis in den Tod. Ich könnte nicht damit leben, wenn Kinder versklavt werden.“ Er fordert von Marcel Wa.: „Kämpf‘ dafür, dass auch deine Kinder eine Zukunft haben.“ Thomas N. will Marcel Wa. auf ein Treffen einladen: „Wir nehmen dich nach Bayern mit runter und trainieren deinen Kampfgeist.“ Außerdem agitiert Thomas N. für seine religiöse Überzeugung: „Und geh‘ zurück zum alten Glauben. Beschütze dein Weib!“ Marcel Wa. betont seinen Kampfgeist. Die Körperstruktur habe er, er müsse nur mehr trainieren. Thomas N. will Marcel Wa. und dessen Familie zum Essen einladen, betont aber, dass er nur zu einer von einem Deutschen betriebenen Gastronomie gehen will.
Damit endet dieses Telefonat. RA Sprafke ergreift das Wort und meint, gehört zu haben, dass sein Mandant Thomas N. bei diesem Telefonat erheblich betrunken gewesen sei. Frank H.s Verteidiger RA Herzogenrath-Amelung äußert Verständnis für Thomas N.: Dieser mache sich Sorgen „um die Zukunft des deutschen Volkes“. Sein Motiv, die Angst vor Islamisierung, sei zu würdigen. Das sei „achtenswert“, denn das deutsche Volk sei der Souverän. „Das zu sagen, heißt aber nicht, irgendwelche Methoden zu billigen“, fügt der RA an. Der VR weist darauf hin, dass diese Interpretation eventuell nicht kompatibel mit dem Grundgesetz sei.
Thomas N.: „Ich bin Wotans Kämpfer“
Nun spielt der VR ein Telefonat vom 28. Dezember 2019 ab. Wieder spricht Thomas N. mit Marcel Wa. über den Chemtrail-Verschwörungsmythos. Marcel Wa. kündigt an, künftig den Himmel deswegen fotografieren zu wollen. Thomas N. fragt nach Gesinnungsgenossen im Umfeld von Marcel Wa., die dieser rekrutieren könne. Marcel W. meint, er haben einen Kollegen, den er „anquatschen“ könne. Außerdem könnte sein Vater aus Hessen eventuell interessiert sein. Er hätte auch „noch einen Nachbarn drei, vier Straßen weiter“, der auf einen türkischen Hausbewohner schimpfen würde.
Thomas N. erwähnt, dass auf Facebook in seiner Freundesliste „nur Patrioten“ seien. Er kämpfe dort offen und sei mit Klarnamen angemeldet. „Auch den Kampf gegen die Regierung mache ich.“ Er erwähnt die Facebook-Gruppe „Deutschland vernetzt sich“. Immer wieder wird auf „Giovanni“ [Werner S.] verwiesen. Thomas N. will Marcel Wa. zu dem Treffen am 18. Januar nach Hamburg einladen [das schließlich doch auf den 8. Februar und nach Minden verlegt wurde], muss aber vorher Werner S. fragen. Das Thema des Treffens lässt Thomas N. offen: „Kann ich am Telefon nicht sagen.“
Marcel Wa. bekundet trotzdem Interesse. Außerdem will N. ihn in die Telegram-Gruppe „Heimat“ hinzufügen. Die sei eine „Nummer härter“. Er solle da nur „reingehen, wenn du meinst: Ja ich mache es.“ Thomas N. stachelt Marcel Wa. an: „Deine Frau sagt, du bist ein Weichei.“ Weiter brüstet sich N.: „Ich bin Wotans Kämpfer.“ Das stehe auch auf seinem Rücken tätowiert. Er ergeht sich in Verschwörungsmythen. Es gebe „eine kleine Minderheit“, die „will uns kaputt machen. […] Die wollen uns töten.“ Die Kinder würden „geimpft mit Quecksilber. […] Es gibt kein intaktes Gehirn mehr in Deutschland.“
Thomas N.: „Wenn du da drin bist, gibt es kein Zurück mehr“
Außerdem wirbt Thomas N. für die Online-Gruppe „Entnazifizierung“ [Anmerkung: Bei der Variante der „Reichsbürger“-Ideologie, die Thomas N. vertritt, wird „Entnazifizierung“ als Begriff für die Wiederherstellung des Kaiserreichs verwendet.] Noch einmal bewirbt Thomas N. das Treffen am 18. Januar in Hamburg. Man könne gemeinsam ab Minden dort hinfahren. Marcel Wa. sagt, dass er sich dafür mit seiner Frau besprechen müsse. Thomas N. verspricht, bei den Treffen seien auch „Legionäre“. „Die gehen noch weiter und kommen nie wieder zurück nach Hause.“ Außerdem sei „einer vom SEK und einer vom LKA“ da. Marcel Wa. sagt zu: „Ich glaube, ich bin dabei.“
Thomas N. verspricht, er werde „Giovanni“ morgen anrufen, um Marcel Wa. für Hamburg anzumelden, und er werde diesem Wa.s Nummer geben. Zur Chatgruppe „Heimat“ sagt er: „Wenn du da drin bist, gibt es kein Zurück mehr.“ Weiter berichtet Thomas N., dass er Kontakt zu einem Neonazi habe, mit dem er nichts anfangen könne, zu dem er aber den Kontakt halte, um ihn zu überzeugen.
Thorsten W.s Verteidiger RA Kist weist darauf hin, dass Thomas N. versucht habe, Marcel Wa. zu umgarnen, und dass im Telefonat im Dunkeln bleibe, was bei dem anstehenden Treffen geplant sei. RA Miksch, Verteidiger des Angeklagten Marcel W., verweist auf die Mitgliedschaft von Thomas N. in der Gruppe „Entnazifizierung“. Offenbar habe N. keine NS-Gesinnung. Er habe Kontakt zu einem Neonazi, von dem er aber nichts halte.
Thomas N.: „Ich bin einer, der nur kämpfen will“
Wieder spielt der VR ein Telefonat ab. Es ist ein Gespräch zwischen Werner S. und Thomas N., ebenfalls vom 28. Dezember 2019. Noch am selben Tag, an dem Marcel Wa. Interesse am Treffen und der Chatgruppe von Werner S. bekundete, gab Thomas N. das also an S. weiter. Über Wa. erzählt er, der sei ein „guter Kerl“, nur sei er „ein bisschen fett geworden“, „aber den trainieren wir runter“. Werner S. fordert ihn auf: „Bring ihn mit.“
Sie vereinbaren, dass N. Marcel Wa.s Nummer an Werner S. weitergeben soll. N. fügt an, Wa. habe auch noch weitere Interessenten. Werner S. will wissen, ob Wa. wisse, worum es gehe. Thomas N. antwortet, er habe „zu ihm gesagt, wir gehen los und kommen nie wieder zurück“. Werner S. reagiert mit: „Ist ja jetzt schon mal etwas.“ Sich selbst sieht Thomas N. erneut als Kämpfer: „Ich bin einer, der nur kämpfen will.“ Werner S. antwortet: „So wird es kommen, da trennt sich die Spreu vom Weizen.“ [Im Hintergrund wendet er sich mitten im Gespräch an eine Karin, die sich offenbar in Hörreichweite befindet. Es ist unklar, ob diese länger mitgehört hat.] Thomas N. erzählt auch Werner S. über seine Kontakte zu einem Neonazi namens Dirk F. Er fahre zu einem Treffen von dessen Gruppe am 6. Januar in [akustisch schwer zu verstehen, vermutlich] Hohenwehrda.
Der Neue stellt sich vor
Nach diesem Telefonat ist direkt das nächste zu hören. Es stammt vom 30. Dezember 2019.
Thomas N. fragt Werner S. wegen der Unterkunft für das Treffen am 18. Januar. Paul-Ludwig U., so Werner S., werde mit Ralf N. [einer der Sprecher der „Bruderschaft Deutschland“] anreisen. Thomas N. sagt Werner S., dass der Neue gerade bei ihm sei. Der wolle sich mal vorstellen.
Marcel Wa. begrüßt Werner S. und erzählt, er komme aus Bodenwerder. Er habe Thomas über einen Auftrag kennengelernt. Er sei 32 Jahre alt, seine Frau 26 Jahre alt, und sie hätten vier Töchter, ein fünftes Kind sei unterwegs. Werner S. fragt Marcel Wa., ob er eine militärische Ausbildung habe. Dieser verneint, er sei beim Bund ausgemustert worden. Nach seiner körperlichen Verfassung gefragt, beschreibt sich Wa. mit „130 Kilo“ und „stämmig“. Werner S. meint darauf hin: „Alles andere am Telefon zu fragen geht nicht.“
Werner S. zweifelt an Wa.s Aktionsbereitschaft
Werner S. äußert danach gegenüber N. Bedenken, „den Neuen“ nach Hamburg mitzubringen. Da wolle man alles besprechen. „Das ist gefährlich.“ Er zweifelt: „Ob der wirklich bereit ist, das zu machen, was wir besprechen?“ Thomas N. wendet ein, dass Heiko vom „Freikorps“ ja auch bei dem Gespräch [am 3. Oktober 2019] in Berlin an der Tankstelle dabei gewesen sei. Werner S. bezweifelt weiter die Aktionsbereitschaft von Marcel Wa.: „Der Mann ist nicht bereit“, und es sei „schwierig, ihn einzubauen, wenn er fünf Kinder hat“. Man wolle „hart, brutal, zügig“ und „möglichst mit militärischer Ausbildung“ agieren. Dazu sei Marcel Wa. vermutlich „in letzter Konsequenz nicht bereit“.
Für das geplatzte Treffen hätte Ralf N. ebenfalls einen „Bruderschafts“-Vertreter geschickt
Anschließend führt der VR als weiteres Beweisstück eine Aufnahme vom 30. Dezember ein, auf der zu hören ist, dass Tony E. Ralf N. anruft. Es erklingt aber lediglich dessen Anrufbeantworter-Ansage. Etwas später am selben Abend erreicht Tony E. Ralf N. schließlich. Letzterer berichtet eingangs, dass er acht Wochen lang krank gewesen sei. Ralf N. kündigt an, dass er zu dem Treffen im Januar nicht kommen könne, da er nach Spanien müsse. Tony E. bedauert das. Teutonico [Werner S.] sei auch ab Ende Januar in Italien, weil er sich da eine Immobilie, eine „Art Rückzugsort, gekauft“ habe. Tony E. fragt nach einem Ersatz von der „Bruderschaft Deutschland“ für das geplante Treffen Anfang Februar in Minden und schlägt Dennis M. oder Paul-Ludwig U. vor. Dennis M. sei der Pressesprecher der „Bruderschaft“.
Das nächste Telefonat dieses Prozesstags stammt vom 2. Januar 2020. Tony E. fragt Thomas N., ob das Treffen im Februar nicht bei ihm stattfinden könne. Der reservierte Raum in einer Gaststätte sei ungünstig, da man sich dort nicht in Ruhe besprechen könne. Thomas N. stimmt dem zu. Tony E. meint, dass er sich noch mit Thorsten K. besprechen müsse. Der neue Veranstaltungsort sei für „die Düsseldorfer“ gut gelegen. Tony E. vermutet, dass acht, neun Leute kommen würden.
Im Anschluss ist ein Telefonat vom Folgetag, dem 3. Januar 2020, zu hören. Ralf N. kündigt an, er habe in Spanien eine Firma gegründet und müsse ab dem 15. Januar wieder dort sein. Als Ersatz werde er aber eine Vertrauensperson der „Bruderschaft Deutschland“ zum Treffen schicken. Werner S. fragt nach, wer das sei. Ralf N. nennt Präsident und „Bruderschafts“-Gründer Kai [K.] und sagt, von diesem Kai habe er die Leitung der „Bruderschaft“ übernommen.
Belästigte Paul-Ludwig U. einen Minderjährigen?
Der VR spielt nun ein Gespräch vom 6. Januar 2020 ab. Paul-Ludwig U. telefoniert mit einem Tim. Der erzählt U., dass es eine Beschwerde über U. gegeben habe. Es geht um den Vorwurf der Annäherung an einen 17-Jährigen in einer Wohnung für betreutes Wohnen. [Anmerkung: Im betreuten Wohnen mit Jugendlichen unter 18 Jahren haben externe Erwachsene generell keinen Zutritt.] Ein Teil der Auseinandersetzung darüber habe online auf Facebook stattgefunden. U. erzählt, er habe dort auf die Vorwürfe mit einem bekannten Zitat des Grünen-Politikers Daniel Cohn-Bendit aus den 1980er Jahren reagiert, in dem dieser pro-pädophile Aussagen macht. U. gibt zu dem Kommentar an: „Habe drunter geschrieben, wer die Partei wählt, gehört ersch…en.“ [Offenbar eine Ablenkungs-Strategie von den Vorwürfen ihm gegenüber.] Paul-Ludwig U. verteidigt sich; er habe nichts gemacht: „Hab ihn nicht angefasst.“ Er habe ihm nur etwas ausgegeben, Cola getrunken und mit ihm Musik gehört.
Im Folgenden versucht U. gegenüber seinem Gesprächspartner, den 17-Jährigen als Lügner darzustellen. Dann erzählt Paul Ludwig U. plötzlich „das mit den Nazis“. Vorher fragt er Tim: „Kann ich dir vertrauen?“ Nachdem Tim das bejaht, berichtet Paul-Ludwig U., er sei „seit einem halben Jahr in rechten Gruppen drin“. Diese würden „im Frühjahr 2020 Anschläge“ planen. Er sei „im Auftrag des LKA Stuttgart unterwegs“, um das zu verhindern. Tim wirkt eher desinteressiert. U. fragt: „Glaubst du mir nicht?“, Tim darauf: „Nö, ich kommentiere nur gerade was bei Facebook.“ Dann erzählt U. weiter, am 18. sei ein großes Treffen und danach sei alles vorbei.
Nach dieser Aufnahme kommentiert Michael B.s Verteidiger RA Mandic, Paul Ludwig U. wolle „glauben machen, er habe keine homosexuellen Neigungen“. Insofern habe er gelogen.
Thomas N.: „Mein Ziel ist, mit dir in den Tod gehen“
Die letzte Aufnahme für diesen Prozesstag dokumentiert ein Telefonat vom 11. Januar 2020. Werner S. informiert Thomas N., dass das Treffen am 8. Februar 2020 in Minden stattfinden solle. Tony E. werde sich um Ralph [E.] und Thorsten [K.] kümmern. Bisher gebe es vier Zusagen. Thomas N. ist sauer wegen der Terminverschiebung, seine Frau habe den Kuchen nun umsonst gebacken. Werner S. kündigt an, dass das Treffen ohne Handys stattfinden werde. Es seien insgesamt 14 Personen. Er selbst komme schon am 7. Februar nach Minden.
Anschließend erzählt Thomas N. von seinen „Reichsbürger“-Tricks und seinen Auseinandersetzungen mit dem Staat, weil er keine Steuern mehr zahle. Werner S. ist interessiert und verwundert, dass das funktioniere. Man könne sich beim Treffen eine Stunde Zeit nehmen, „dann erzählst du uns das“. Thomas N. glaubt, dass „das Deutsche Reich besteht“, und „Merkel bei Russland antreten“ müsse. Außerdem erzählt er, die Behörden würden ihn nicht mehr als „Reichsbürger“ einstufen: „Ich bin Germanit und Gefährder“. [Hier irrt er sich vermutlich, da es keine offizielle „Germaniten“-Liste gibt. Eventuell meint N., dass er der „Reichsbürger“-Gruppe der „Germaniten“ als Mitglied zugerechnet wird.] Später erklärt er, mit dem Personalausweis bestätige man seinen „Nazi-Status“.
Werner S. skizziert, bei einem Zusammenschluss aller Gruppen sei man „ruckzuck ein paar hundert Leute“. Das sei „erstmal das Ziel“. Thomas N. entgegnet: „Mein Ziel ist, mit dir in den Tod gehen.“ Es ist das Ende dieses Telefonats und damit auch des 26. Prozesstags.